Die Hamburg-Lotsen auf der Reeperbahn
Heute haben wir Vincent getroffen, ein echtes St. Pauli Urgestein, der die Straßen Hamburgs kennt und seine Geschichte lebt. Als Gründer und Inhaber der Hamburg-Lotsen führt er Besucher durch sein geliebtes St. Pauli und darüber hinaus durch/in ganz Hamburg.
Die Hamburg-Lotsen bieten maßgeschneiderte Stadtführungen für Gruppen jeder Größe, von kleinen Teams bis zu großen Veranstaltungen mit bis zu 200 Teilnehmern. Im Gespräch mit Vincent erfahren wir, wie die Lotsen es schaffen, den Charme und die Geschichten dieser einzigartigen Stadt auf ganz persönliche Weise zu vermitteln.

Was macht die Hamburg-Lotsen besonders? Was unterscheidet eure Stadtführungen von anderen Anbietern?
Unsere Hamburg-Lotsen Touren sind so individuell wie unsere Gäste! Wir bieten nicht nur Touren, sondern auch maßgeschneiderte Organisation – von einzelnen Führungen bis zur Planung eines ganzen Hamburg-Aufenthalts. Schon vor der Anreise versorgen wir unsere Gäste mit wertvollen Infos, und gestalten das Programm vor Ort genau nach deren Wünschen. Damit z.B. Hotels und Restaurants zum Gast passen. Dieses Rundum-sorglos-Paket begeistert immer wieder.
Gibt es eine Tour, die du besonders gerne führst? Und gibt es eine, die du selbst als Tourist in Hamburg machen würdest?
Für Hamburg-Neulinge ist eine Stadtrundfahrt der perfekte Einstieg – in kurzer Zeit bekommt man einen tollen Überblick über Alster, Elbe und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Danach kann jeder für sich entscheiden, welche Ecken er näher erkunden möchte. Mein Herz schlägt für St. Pauli, aber auch die Störtebeker-Tour ist ein Highlight. Anfangs wollte ich eigentlich nie im Kostüm unterwegs sein – heute macht mir die Tour riesigen Spaß!





Welche ungewöhnlichen oder geheimen Orte in Hamburg zeigst du deinen Gästen, die man in keinem Reiseführer findet?
Das sage ich nicht, denn sonst stehen diese ja in einem Reiseführer. 😉
Wie individuell kann eine Tour bei euch wirklich werden? Gab es mal eine außergewöhnliche Anfrage?
Zum Glück gibt es immer wieder außergewöhnliche Anfragen – auch wenn viele Gäste gar nicht merken, wie besonders ihre Wünsche sind. Schon kleine Anpassungen, wie eine Tour, die an ihrem Wunschrestaurant endet, sorgt oft für Begeisterung. Herausfordernder wird es, wenn eine Strecke plötzlich barrierefrei sein muss – dann prüfen wir genau, ob wirklich alles für alle zugänglich ist.
Junggesellenabschiede lehne ich grundsätzlich ab, egal welches Geschlecht. Das ist mir zu viel „Olé Olé“ und zu wenig Interesse an Hamburg. Auch Touren, die völlig überladen sind, nehme ich nicht an (z.B. ein Guide, 40 Gäste).
Welche Tour oder welches Erlebnis hat dich selbst am meisten überrascht oder berührt?
Manche Touren bleiben für immer in Erinnerung. Ein Gast mit Rollstuhl wollte Hamburg sehen – es war sein Herzenswunsch. Als ich eine Stadtrundfahrt mit einem Sprinter vorschlug, reagierte sein Vater emotional und erklärte: „Mein Sohn kann seinen Kopf nicht drehen.“ Solche Momente berühren mich tief. Auch die Stadtführung eines Hinz & Kunzt-Künstlers hat mich nachhaltig beeindruckt – sie zeigt Hamburg aus der Sicht eines Obdachlosen. Und mein Tipp: „Dialog im Dunkeln“ – ein Erlebnis, das die Sicht auf vieles verändert. Hamburg zu sehen ist ein Privileg, sehen zu können ein Geschenk! Der erste Sonnenuntergang nach dem Dialog im Dunkeln wird der schönste deines Lebens sein.
Was ist das Verrückteste, das du während einer Tour erlebt hast?
„Skurrile Momente gab und gibt es immer wieder: Die Top-Sehenswürdigkeit für Schulklassen auf St. Pauli ist der Penny; niemand guckt „Reeperbahn-privat“ (aber alle kennen Fabian Zahrt und Jezz). Internationalen Gästen war eine Shopping-Tour organisiert worden, aber sie wollten lieber mit uns an der Elbe bleiben. Asiaten fragten am Elbstrand, wo wir den ganzen Sand herbekommen. Und immer wieder fragt jemand, was ich beruflich mache. Meist sage ich dann: Neurochirurg …“ 😉
Gibt es eine historische oder aktuelle Geschichte über Hamburg, die dich besonders fasziniert?
Wie bist du Stadtführer geworden, und was fasziniert dich an diesem Beruf?

Fotos: © Boie Baumann