Eine Weihnachtsgeschichte – St. Pauli
von Götz Barner
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Heilige Dildos und einfache Engel
Es ist ruhig geworden..hier auf dem Kiez, der Reeperbahn und drum herum.
Unten in meinem Haus hat noch der Laden geöffent – wie immer bis 24 Uhr
Mit Gemüse, Zigaretten, Alkohol..eben der ganz normale Betrieb.
Welche Rettung für die “Daheimgebliebenen”.
Von Ferne läuten die Glocken für den ersten Weihnachtsgottesdienst.
Die Kirche ist voll, wie es sich gehört.
Langsam wird es dunkel und aus den Fenstern leuchten die ersten Kerzen..elektrisch.
Das ist sicher und einfacher..doch die flackernde Wärme vermisse ich.
Als ich klein war,.genau um diese Zeit 17 Uhr ..Stress.. fertig.
Es gab Würstchen mit Kartoffelsalat..Die Kraft war verbraucht für den “Heiligen Abend” Geschenke, Tannenbaum schmücken …für das große Essen am ersten und zweiten Weihnachtstag.
Ungewöhnlich klar draußen…sogar der satte Regen hat aufgehört…
“Heilige Nacht” heute.
Selbst der heftige Wind, der sonst die Wolken über den Hafen und die Dächer fegt, legt sich langsam zur Ruhe.
Es ist still geworden.
Die ältere Frau mit ihren langen grauen Haaren
und dem einfachen, etwas zerschlissenen Mantel, kauft zwei flaschen Korn..weiß nicht so recht, wie sie den Beutel halten soll – steht an der Tür ….. schaut mich an.
“Können Sie mir helfen” die beiden Stufen zum Fußweg.
Ach, das ist Ihr Fest…..Schnaps und Träume fürs Vergessen..Noch ist sie nicht ganz unten..funktioniert..der Körper lebt…und die Sehnsucht?
Die Augen sprechen Zärtlichkeit… sind warm.
Der Mantel ,eigentlich ganz in Ordnung, die Haare sauber..wie lange noch?
In Ihrem Leben in dieser Nacht.,.wohl einsam ..
“Schöne Weihnachten”… kleine Worte zum Abschied….
Die Berührung für die Steinstufen; wird das ihr kleines Licht sein und bald wieder versinken..?
Es ist grau und ganz ruhig,.wo sich sonst 364 Tage im Jahr die Menschen drängeln auf der Suche nach Vergnügen und Vergessen.
Um 22 Uhr gehts zum Chor-singen , wie jedes Jahr…
Meine Nacht !
Heilige Dildos und einfache Engel der Lust .
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Liebe hat nicht das Gesicht, das wir meinen zu kennen.
Welch ein Trost.
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