Stuttgarter Weindorf in Hamburg geplatzt auch der beliebte Weinberg am Stintfang vor dem aus?

Eigentlich hätte alles so schön bleiben können. 1988 startete die Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Hamburg. Unser Fischmarkt gastierte bei den Schwaben und das Stuttgarter Weindorf auf dem Rathausmarkt. Zudem wurde eine schöne Tradition etabliert. Auf dem nördlichsten Weinberg am Stintfang, unterhalb der Jugendherberge, wurden die Traubensorten Phoenix und Regent kultiviert, die alljährlich bei einem Festakt geerntet wurden. Der Weibaumeister Fritz Currle sorgte dann für den Wein, der in kleinen Flaschen beim Weindorf offiziell der Stadt übergeben wurde. Mittlerweile befindet er sich in vielen Weinkellern prominenter Staatsgäste.

stuttgarter-weindorf1Nun das Aus. Stuttgart wird sein Weindorf zumindest in diesem Jahr nicht ausrichten. Der Hintergrund: damals 1986 wurde zwischen den Städten vereinbart, dass die Nutzung der Flächen kostenfrei erfolge. Da sich das Weindorf großer Beliebtheit erfreute wurde seine Standzeit ausgedehnt. Für diese sechs Tage wurde dann eine Pacht fällig. Diese wurde unter den damals ca. 30 Ausstellern aufgeteilt. So weit so gut. Dann verfügte der Bezirk, dass die Gesamtfläche des Weindorfes begrenzt werde. So mussten sich schließlich 11 Betreiber die gleichgebliebene Summe untereinander aufteilen. Ein erster Stich in das Herz der sparsamen Schwaben. Im Lauf der Jahre wurden die Gebühren immer höher.

Ende 2015 kündigte der damalige Bezirksamtsleiter und jetzige Innensenator Andy Grote die 1986 vereinbarte Freinutzung auf. So würde auf die 11 Aussteller eine Gesamtsumme von über ca. 120.000 EUR nur für die Platzmiete (ohne Personal, Werbung, Aufbau etc.) zukommen. Klar, dass die „Gogen“ (Weinbauern) da nicht mitspielen können.

Aus dem Cityausschuss, einer Hamburger Besonderheit, in der alle Parteien von AFD bis Die Linken sitzen sind und der sich um Themen wie Lärmschutz bei Großveranstaltungen, dem Vorsingen von Straßenmusikanten oder Weihnachtsmärkte kümmert, sind zu dem Vorgang andere Aussagen zu hören. „Weder die Verwaltung noch der Cityausschuss hat bei den Gebühren einen Spielraum, der es erlauben würde, den Teilverzicht (2013 vom Rechnungshof angemahnt) weiter zu führen, denn es gelte das Gleichhandlungsgebot für alle Veranstaltungen auf dem Rathausmarkt.“ Klar, so kann man sich auch hinter Formalien verstecken. Lösungen wären sicher möglich, wenn der Wille da wäre.

weinberg-stintfangAber abseits vom Thema Geld (Klar, Hamburg braucht es für seine Großprojekte viel), ist der Schaden immens. Hamburg verliert nicht nur einen langjährigen Partner, sondern auch eine Veranstaltung die Bürger und viele Touristen nach Hamburg gelockt hat. Die politische Strahlkraft besaß und auf einer langen Tradition beruht.
Nun gut, Traditionen können immer enden, aber die Art und Weise wie es geschehen ist eines Hanseaten unwürdig. In einer Stellungname berichtet der Veranstalter pro Stuttgart dies. „Es war uns schon seit seiner Ernennung zum Bezirksamtsleiter nicht möglich mit dem Bezirkamstleiter ins Gespräch zu kommen. Die Entscheidung der Stadt Hamburg wurde uns per Brief mitgeteilt. Nach unserer fassungslosen und empörten Reaktion bekamen wir im Januar endlich für den 16. Februar 2016 einen Terminvorschlag. Am 27.Januar wurde dieser wieder abgesagt. (..) Einen neuen Termin mit einem kompromissbereiten Gesprächspartner haben wir auf mehrfache Nachfrage bis heute nicht erhalten.“

Politik nach Gutsherrenart.
Was nun mit dem Reben auf dem Weinberg passiert ist offen. Die Exil-Schwaben aus St. Pauli, die sich ehrenamtlich um den Weinberg kümmern, sind jedenfalls traurig. „Wir hatten eine der besten Lesen im letzten Jahr und nun das. Danke, Hamburg für Nichts.“ Ob der Stintfangwein 2015 überhaupt noch produziert wird bleibt offen. Und ob unser Fischmarkt für das “Tor zur Welt” im Schwabenland weiter werben kann und wird auch.

Wer für die Weiterführung des Weindorfes ist, kann sich bei einer Petition eintragen. https://weact.campact.de/petitions/erhalt-des-stuttgarter-weinfestes-in-hamburg

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