St. Pauli, zeig her deine Schuhe
Egal, ob für einen Abend im Club, die Arbeit in einer Rotlicht-Absteige oder eine Wanderung auf dem Hamburger Berg – rund um die Reeperbahn findet jeder das passende Schuhwerk für den entsprechenden Anlass. Wir zeigen die besten Adressen.
In ihren Adern, so hat Susan Lawrence zuletzt in einem Interview gesagt, fließe wohl „heute eine Mischung aus Blut und Schuhcreme“. Die zierliche Frau mit den blonden Haaren ist Schuhverkäuferin mit Leib und Seele und führt seit den 80er Jahren das älteste Schuhgeschäft St. Paulis. Inzwischen blickt das Geschäft auf eine 173-jährige Geschichte zurück. Generationen von St. Paulianern haben hier schon ihre Schuhe gekauft. Auch Prominente wie Dragqueen Olivia Jones oder Schlagerstar Andrea Berg zählen nach wie vor ebenso zu den Stammkunden, wie die zahlreichen Touristen aus ganz Europa, die es regelmäßig nach Hamburg verschlägt – auch, um sich bei Susan Lawrence ausgiebig beraten zu lassen.
Schuh Messmer punktet nicht nur mit einer großen Auswahl an Schuhen, sondern auch mit einer persönlichen und individuellen Beratung, die auch gern mal bei einer Tasse Kaffee enden kann. Früher waren es vor allem die Frauen aus dem Milieu, die ihr hartverdientes Geld bei Messmer ließen. Für die Damen aus der Nachbarschaft gab es zeitweise sogar eine eigene Kartei, in denen die Schuhgrößen und Vorlieben der Frauen verzeichnet waren. Doch das ist inzwischen lange vorbei. Heute finden dagegen immer wieder Touristen den Weg in das Traditionsgeschäft. Neben edlen Pumps und flachen Schuhen für jede Gelegenheit erregen vor allem die beinhohen Lackstiefel bei den Besuchern häufig jede Menge Aufmerksamkeit. Nicht selten, so verrät Susan Lawrence, habe so manches Paar aus Bayern schon ein Exemplar dieser Stiefel mit nach Hause genommen.
Bei Messmer findet eben jeder das Besondere: Während für die Männer exotische Schuhe aus Krokodil- oder Pythonleder in den Regalen stehen, finden sich für die Frauen wahre Kapitalanlagen. Für das teuerste Schuhpaar der italienischen Luxusmarke „Loriblu“ werden stolze 1.050 Euro fällig. Zugegeben: Der Schuh ist mit seinen geschliffenen schwarzen Glitzersteinchen aber auch ein echter Hingucker. „Egal, wie man diesen Schuh hält, es ist ein einziges Funkeln“, sagt Susan Lawrence. Am liebsten, so merkt man, würde sie den Schuh gleich für sich behalten. Aber sie hat in ihrem Laden ja noch 10.000 andere.
Schuh Messmer, Reeperbahn 77-79,20359 Hamburg, 040/314182, schuh-messmer.de
Boutique Bizarre
Die Boutique Bizarre ist bekanntermaßen eine Institution an der Reeperbahn. Seit mehr als 25 Jahren findet man im größten Erotik-Kaufhaus der Stadt alles, was man sich vorstellen oder auch nicht vorstellen kann – manchmal vielleicht auch gar nicht vorstellen will. Wer die ganze Vielfalt des Sortiments entdecken will, werfe vor allem einen Blick ins Untergeschoss. Neben Lack und Leder findet man hier auch eine übersichtliche, aber gut sortierte Auswahl von edlem Schuhwerk – auch, aber nicht nur fürs heimische Schlafzimmer. Die High Heels und Plateauschuhe, deren Absätze so mancher Frau womöglich erst einmal Schweißperlen auf die Stirn treiben, gibt es hier liebevoll verziert, mal mit Schleife oder Nieten, mit Blumen-, Pfauen- oder Pünktchenmuster und vor allem: mit Glitzer. Letztere sind nach wie vor besonders bei den Frauen aus dem horizontalen Gewerbe gefragt.
Die nebenan hängenden Ballettstiefel sind dagegen eher etwas für seltene Kenner: um in diesen Schuhen laufen zu können, braucht es schon ein wenig Übung. Das Gewicht liegt bei diesem Schuh nicht mehr wie sonst auf der Ferse, sondern auf den Zehenspitzen. Der Schuh zwingt den Fuß dadurch in eine Haltung, die durchaus schmerzhaft sein kann – aber das ist ja auch der Sinn der Sache. Nicht umsonst ist dieses Modell auch als „Strafschuh“ bekannt.
Mehr zum Spielen als für den Alltag geeignet, ist auch ein weiteres Exemplar, das wohlbehütet in den edlen Vitrinen der Boutique Bizarre ausgestellt wird. Das Besondere an dem Plateauschuh aus rotem Nappaleder, der extra in Italien gefertigt wird: Statt mit einem klassischen Absatz kommt dieser High Heel mit einem 15 cm langen Plug daher. Was man mit diesen besonderen Schuhen so alles anstellen kann, bleibt jetzt Ihrer Fantasie überlassen.
Boutique Bizarre, Reeperbahn 35, 20359 Hamburg, 040/31769690, boutique-bizarre.de
Peerless
Dass es „Blicker“ nicht mehr gibt, hat noch nicht jeder auf St. Pauli registriert. Auch rund ein Jahr später, stolpern Besucher immer noch in den Laden an der Reeperbahn 143 und suchen den vertrauten Schriftzug, der jahrelang das Bild der Straße prägte. Die gute Nachricht: Auch „Peerless“, so der neue Name, bietet neben einer großen Auswahl an Klamotten im Obergeschoss eine hervorragende an Schuhen, die man in dieser Art nur selten findet.
Besonders stolz ist man hier auf die Schuhe der Marke „New Rock“, eine Schuhfirma, die in den 70er Jahren in Spanien gegründet wurde und die ihren Verkaufserfolg vor allem den außergewöhnlichen Designs ihrer Produkte verdankt. Ob mit Nieten oder Totenköpfen, mit Schnallen oder Metallketten, mit Leopardenmuster oder Schlangenlederoptik – jeder Schuh ist ein eigenes, zum Teil bedrohlich wirkendes Kunstwerk. Diese Schuhe sind mit ihren zahlreichen Accessoires in jedem Fall ein echter Hingucker.
Die Herren der Schöpfung können dabei beispielsweise zwischen edlen Anzugschuhen, sportlichen Sneakern oder schweren Biker-Boots wählen. Frauen finden zudem eine große Auswahl an Plateauschuhen, mit denen man sich auf jeder Gothic-Party blicken lassen kann. Wer als Frau eher zart besaitet ist, findet bei „Peerless“ jedoch auch noch eine Reihe weiterer Schuhe verschiedener italienischer Marken. Die High Heels, die sich in meterlangen Regalen aneinanderreihen, gibt es in allen nur vorstellbaren und bisweilen grellen Farben – und wenn gewünscht, natürlich auch mit jeder Menge Glitzer. Langweilig kann schließlich jeder.
Peerless, Reeperbahn 143, 20359 Hamburg, 040/60003830, peerless.online
Hundertmark
Von diesem Western Store auf der Reeperbahn erzählt man sich in so manchem Saloon dieser Welt. Hier haben sich seit der ersten Filiale am Spielbudenplatz 1961 Generationen von Nachwuchs-Cowboys und -Cowgirls schon ihre Stiefel gekauft. Glücklicherweise blieb das Traditionsgeschäft auch nach der Räumung der Esso-Häuser erhalten und hat vor gut zwei Jahren im ehemaligen Kasino Volltreffer am Nobistor eine neue Fläche gefunden.
Eine ausführliche Beratung ist hier nach wie vor Ehrensache. Schließlich soll man bei einem Preis von 200 bis 300 Euro, die für ein Paar der handgearbeiteten Echtleder-Stiefel fällig werden, auch möglichst lange etwas von seinen Schuhen haben. Bei guter Pflege (selbstverständlich mit Lederfett und einer Gummisohle unter der empfindlichen Ledersohle) kann so manches Stiefelpaar mehr als ein Vierteljahrhundert überdauern, wenn nicht gar länger.
Die Entscheidung für das richtige Paar fällt bei der großen Auswahl an Cowboy- und Bikerstiefeln der Marken wie „Sendra“ oder „Mezcalero“ jedoch alles andere als leicht: Spitz- oder flachzulaufend? Mit besticktem Adlermotiv oder doch lieber mit Schlangenlederoptik? Mit Schnalle oder ohne? Schließlich will man beim nächsten Square Dance auch eine gute Figur machen.
Neben Stiefeln in allen möglichen Variationen bietet Hundertmark für Frauen übrigens auch eine Auswahl detailliert bestickter Moccasins der Marke „Minnetonka“ mit indianischen Designs. Frei nach dem Motto: „Komm hol` das Lasso raus, wir spielen Cowboy und Indianer“.
Hundertmark, Nobistor 8, 22767 Hamburg, 040/312054, www.hundertmark.de
Diamant & Zeller Tanzschuhe
So mitten zwischen Heilsarmee, Kiosken und Bars könnte man ihn fast übersehen: Tatsächlich ist der Standort von Hamburgs ältestem Tanzschuhladen an der Talstraße unweit der Reeperbahn eher ungewöhnlich. Vom feinen Winterhude, wo das Geschäft vor nunmehr 40 Jahren als Schusterei mit integriertem Schuhgeschäft gegründet wurde, ging es vor einigen Jahren auf den Hamburger Kiez. Inzwischen haben sich jedoch auch die zum Teil gutbetuchten Kunden an den neuen Standort an der sündigen Meile gewöhnt.
Ob Standard, Latein oder Jazz – wer in Hamburg professionell tanzen will, kommt an diesem Geschäft ohnehin nur schwer vorbei. Auf wenigen Quadratmetern findet man eine große Auswahl an Schuhen der deutschen Tanzschuhmarke „Diamant“ in verschiedenen Ausführungen, Farben und Größen. Auch Männer und Frauen mit Übergroßen gehen hier nicht leer aus. Das besondere im Vergleich zu herkömmlichen Straßenschuhen: Tanzschuhe müssen leicht und flexibel sein und besitzen eine vergleichsweise dünne und weiche Wildledersohle, die es den Trägern ermöglicht, besser über das Parkett zu gleiten und dabei trotzdem nicht die notwendige Bodenhaftung zu verlieren.
Bodenhaftung ist auch den heutigen Besitzern wichtig, die das Traditionsgeschäft bereits in dritter Generation weiterführen. Ob prominenter Startänzer oder Nachwuchstanzschülerin: hier werden alle gleich behandelt – und das individuell und ausführlich. Kein Wunder, dass die Nachfrage nach wie vor groß ist. Was wieder einmal beweist: Im Norden wird nach wie vor viel getanzt.
Diamant & Zeller Tanzschuhe, Talstraße 17, 20359 Hamburg, 040/313965, tanzschuhhaus.de
FC St. Pauli Fanshop
Zugegeben: Die Auswahl an Schuhen ist im offiziellen Fanshop des FC St. Pauli an der Reeperbahn tatsächlich gering. Doch was macht bei einem Badetag am Timmendorfer Strand oder einem Besuch der finnischen Sauna bitte mehr Eindruck als die schwarzen mit weißen Totenköpfen bedruckten Badelatschen? Für den Nachwuchs gibt es übrigens die passenden Babyschuhe aus Rindnappaleder. Man kann ja nicht früh genug damit anfangen.
FC St. Pauli Fanshop, Reeperbahn 63, 20359 Hamburg, 040/689898666, fcsp-shop.com
Haddoc
Haddoc ist ein Laden, der entdeckt werden will – und zum Entdecken einlädt. Seit rund zwei Jahren findet man am Grünen Jäger eine beachtliche Auswahl an Sneakern verschiedener Marken. Unter der mit wundervollem Altbaustuck verzierten Decke reihen sich die Schuhe meterlang an den strahlend weißen Wänden. Und tatsächlich, so hat man den Eindruck, erzählt jeder von ihnen eine eigene Geschichte. Da ist zum Beispiel der strahlend weiße Schuh mit dem goldenen Streifen der italienischen Top-Marke „Diadora“. Erfahrene Sportexperten werden sich bei dem Anblick womöglich erinnern: Mit dem „Diadora B. Elite“ hat der ehemalige Tennisprofi Björn Borg in den 70er Jahren so manches Wimbledon-Finale für sich entschieden. Die Schuhe, die hier über den Verkaufstresen gehen, sehen eben nicht nur gut aus, sondern sind auch richtige Funktionsschuhe. Mit den Sneakern der Marke „Saucony“ seien manche sogar schon einen Marathon gelaufen, heißt es.
Klar, dass auch die beliebten „Vans“ dabei nicht fehlen dürfen. Seit Jahren erfreuen sich die Sneaker des kalifornischen Sportschuhherstellers wachsender Beliebtheit. Allein 56 von ihnen schmücken die weißen Wände des Haddoc. Ein Schuh, der heute auch ohne Skateboard unter Arm ruhigen Gewissens getragen werden darf. Sportlich zeigt sich neuerdings auch eine Marke, die sonst eher für schwere Stiefel bekannt war. So gibt es die legendären Doc Martens im Haddoc inzwischen auch in einer sportlichen Version mit flacher Sohle. Aber keine Sorge: Der Klassiker „Dr. Martens 1460“ ist so schnell trotz allem nicht totzukriegen.
Für alle, die noch das passende für drunter suchen, bietet der Laden außerdem eine beachtliche Zahl an Socken der Marke „Stance“ an. Diese sind nicht nur super bequem und qualitativ hochwertig verarbeitet, sondern darüber hinaus auch noch in unzähligen Motiven erhältlich – von Johnny Cash über Mohammed Ali bis Darth Vader oder James Harden. Eigentlich fast zu schade, um noch Schuhe darüber zu ziehen.
Haddoc, Beim Grünen Jäger 7, 20359 Hamburg, Telefon 040/43097080, haddoc-shop.de
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