Mahnwache auf St. Pauli

Die Nebel wallen durch die leeren Straßen, der Wind pfeift über den Spielbudenplatz.
Hier und da ein paar Spaziergänger. Seit November stehen rund um die Uhr ein oder mehrere Paulianer auf der Höhe des Panoptikums und mahnen, dass auf St. Pauli bald die Lichter komplett verlöschen. Es sind Kiezpromis, Anwohner, Gastronomen und Künstler, die alle die Angst vereinigt, dass das weltweit berühmte Vergnügungsviertel die Pandemie nicht überleben wird.
Schon bei dem Ausruf der Sperrstunde Ende Oktober waren die Straßen schwach frequentiert nun sind sie wieder leer wie im März

Signal und Kritiik an Corona-Vergaben

Mit der Mahnwache wollen der Linken Politiker Jörg Hellmut Serdar Otto und Lydia Leifeldt mit ihren Mitstreitern Tine Bischoff und Daniel Schmidt vom Elbschlosskeller auf die Opfer der Corona-Krise im Viertel aufmerksam machen und auch für die undurchsichtigen Vergaberichtlinien der Corona-Hilfen sensibilisieren. Denn mit einem schlechten SCHUFA-Eintrag gibt es keine Zuwendungen. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, ist völlig unklar.
Aber die Wache soll auch ein Durchhalte-Signal in die November Isolation und vielen Homeoffices schicken.

Die Mahnwache geht viral

Die Wachen werden selbstverantwortlich durchgeführt und es dürfen sich maximal 10 Leute mit Abstand rund um den Standort befinden. Mundschutzpflicht gilt zu den vorgegebenen Zeiten.
Die Teilnehmer sind angehalten in ihren Social Media Profilen unter dem Hashtag #Mahnwachefürdenkiez ihren Aufenthalt zu dokumentieren, um den viralen Faktor der Maßnahme zu verstärken.
Auch einige Kiezpromis haben sich schon die kalte Luft um die Nase wehen lassen: Burlesque-Rockstar Eve Champagne, die Herausgeber des BDSM Magazins Schlagzeilen Matthias und Andrea Grimme, das Travestie Paar Double Faces sowie der Grandseigneur der Reeperbahn Kalle Schwensen.
Anmelden kann sich jeder Hamburger auf bei der Facebook Gruppe „Mahnwache für den Kiez“.
Seit Montag steht dort auch ein offenes Zelt, so dass etwas Schutz gewährleistet ist. Wegen fehlender behördlichen Genehmigung musste es kurzfristig wieder abgebaut, um dann wieder aufgebaut zu werden. Typisch deutsch.
Was die Aktion bewirken wird ist offen, denn sie offenbart auch, wie schwer sich das Viertel tut, sich mit eigenen innovativen Konzepten gegen die Pandemie zu stemmen.  Aber sie zeigt auch, wie das Viertel geliebt wird und wie hoch die Not ist. Warum sollte man sonst sich freiwillig so durchfrieren lassen.
Spenden für die Aktion kann man vor Ort.